16.07.2022 Korfu

am 15.07.2022 verlassen wir Italien in Richtung Korfu, Griechenland. Wir waren etwas unentschlossen, da die Windvorhersage nicht optimal passte, besserer Wind aber auch für die kommenden 10 Tage nicht zu erwarten war. Hier in der Region herrscht meist Nordwindlage und da wir von West nach Ost fahren, bekommen wir ihn somit direkt von der Seite. Der Wind ist nicht das Problem sondern die Wellen. Wie schon mehrfach erwähnt, machen seitliche Wellen einen Katamaran zum Storch im Salat und das Leben darauf sehr unangenehm. Aber anders geht es jetzt nicht, da müssen wir nun durch. Sollte es zu schlimm werden, können wir immer noch Richtung Süden abdrehen. Aber es kam nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil, der vorhergesagte Wind kam zwar aus Norden aber in seiner Stärke bei weitem nicht so wie erwartet. Wir bekamen lediglich 3-6 Knoten Wind zu spüren, nicht segelbar. Da unsere Segelgarderobe aus recht robustem und entsprechend schwerem Tuch geschneidert ist, nimmt sie solch schwache Winde gar nicht wahr. Wir probierten es trotzdem mit dem Ergebnis, dass unsere Segel lediglich hin und her schlackerten aber keine Form annehmen wollten. Oki, dann heißt unser Segel eben 2.800 U/min. Obwohl es nicht Sinn der Sache ist, ein Segelboot mit Maschine zu bewegen hat es aber auch einen Vorteil: man ist sehr bequem unterwegs und muss auf weniger achten. Der Autopilot hält den eingestellten Kurs, der Jockel die Geschwindigkeit und wir sehen nur alle 20 Minuten nach, ob sich uns irgendetwas nähert. Nur die von schräg vorn anrollende Dünung macht unsere Fahrt zu einer Schaukelpartie. Aber die anfängliche Ruhe wird empfindlich gestört, als sich die Kühlwasserpumpe des laufenden Dieselmotors als undicht meldet. Undicht in einer Art, dass halbstündlich etwa 2 L Wasser über Bord gekippt werden müssen. Eine Reparatur auf See ist undenkbar. Erstens schaukeln wir ordentlich und zweitens habe ich zu viel Sorge, etwas kaputt zu reparieren. Wir wechseln die Maschine und fahren mit der anderen weiter. Oh Gott, was pfeift und quietscht die den? Kurzer Check lässt erkennen, dass der funkelnagelneue Keilriemen, Made in Germany, sich nach 6 Wochen Betrieb so sehr gestreckt hat, dass er keinen Grip mehr hat und über die Keilriemenscheiben schleift. So ein Mist. Also andere Maschine wieder an, Wasser schöpfen und Keilriemen tauschen. Nach ca. 30 Minuten ist das erledig, trotz Schaukelei. Nur will der Motor danach nicht mehr anspringen. Er gibt keinen Mucks von sich, wenn ich am Zündschlüssel drehe. Was nun? Nach ca. einer Stunde habe ich die Ursache gefunden: die Hauptsicherung von der Starterbatterie zum Anlasser war durch. 200 Ampere Sicherung durch? Wie zum Teufel kann das passieren, habe ich doch nur einen Keilriemen getauscht. Hinter der Spannrolle für den Keilriemen sitzt direkt der Anlasser und der hat einen Dauerplus von der Batterie aufgeklemmt. So muss ich bei der Schaukelei mit dem Ratschenschlüssel dort dran gekommen sein und einen Kurzschluss verursacht haben. Man sollte so etwas eben nicht auf See machen, aber es ging ja nicht anders. Irgendwie Sorgen mache ich mir nun aber trotzdem, ob die Fahrt unter einem schlechten Omen steht. Hätten wir gar nicht losfahren sollen und besser auf unsere Unentschlossenheit hören sollen? Aberglaube? Ja.

Am zeitigen Abend zeigt unser Windmesser einen gut segelbaren Wind von schräg hinten an, perfekt für unseren Parasailor. Also kramen wir ihn hervor, bereiten Schot und Niederholer (Leinen, mit denen das Segel gefahren und getrimmt wird) auf beiden Seiten vor, drehen uns vor den Wind und ich ziehe ihn hoch. Und da hängt er nun wie ein Waschlappen und macht so gar keine Anstalten, sich aufzublähen. Komisch, der Windmesser zeigt nach wie vor 6-8 Knoten Wind an, fühlen können wir ihn aber nicht und unser Segel hängt durch. Also Segel wieder runter und weiter geht es unter Maschine. Hat unser Windmesser einen Piep? Nein hat er nicht. Durch die dauernde Schaukelei wird unsere Mastspitze, auf der sich der Windmesser befindet, ständig hin und her bewegt. Und diese Bewegung erzeugt einen für den Sensor fühlbaren Wind. Ähnlich, als würde man ein Fähnchen mit dem Arm durch die Luft ziehen. Das Fähnchen würde flattern, obwohl kein Wind da ist. Wieder was gelernt bei unserem Praktikum im Mittelmeer.

Wir fahren in unsere nächste Nacht auf See und ich bin irgendwie knülle nach all der Aufregung am Tage. Da wir nach wie vor unter Maschine unterwegs sind wird es aber doch eine entspannte Nacht werden. Es ist wenig Verkehr zu beobachten. Nur alle zwei Stunden taucht ein anderes Schiff auf unserem AIS und auf dem Radar auf, alle weit von uns entfernt. Es gibt Schokowaffeln und Pilzsuppe als Nachtverpflegung. Ich hatte ja bereits von den biolumineszenten, weißen „Bällen“ berichtet, die manchmal unser Kielwasser schmücken, so auch in dieser Nacht. Und plötzlich, zufällig sehen wir es beide, taucht ein einzelnes blaues Licht, groß wie ein Handball ca. 50 cm unter der Wasseroberfläche auf. Ein Blau, wie man es von Neonwerbung kennt oder von LED`s. Wir haben keine Ahnung was das war, aber es sah für uns auf jeden Fall künstlich aus. Im www konnte ich jedoch nachlesen, dass eine bestimmte Quallenart blau leuchtet.

Der Morgen empfängt uns mit Nebel. Man kann zwar erahnen wo die Sonne aufgegangen ist, sehen kann man sie aber nicht. Irgendwie unheimlich durch den Nebel zu fahren, wenn die Sicht gerade mal 100 m beträgt. Rundherum nichts als milchig weiße Watte. So behalten wir nun Radar und AIS dauerhaft im Auge. Und irgendwann hört der Nebel plötzlich auf. Nicht fließend sondern so, als hätte jemand einen Vorhang geliftet und wir blicken auf in der Sonne leuchtendes Land. Albanien.

Von einer Sekunda auf die nächste war der Nebel verschwunden.

Da wir uns von Westen nähern und Korfu direkt vor Albanien liegt ist die Insel schwer zu erkennen. Erst der Blick durch das Fernglas lässt die Konturen der Insel erscheinen. Noch ca. 6 Stunden, dann sollten wir unser Ziel erreicht haben und ich gönne mir noch ein kleines Powernapping.

Am anstrengendsten empfinde ich bei einer Nachtfahrt die Zeit zwischen 05.00 Uhr und 09.00 Uhr.

So freuen wir uns über den Anblick der näherkommenden Insel und ärgern uns über die Vielzahl von Fischerfähnchen, deren System uns immer noch nicht klar ist. Weit genug Abstand halten heißt es da nur. Nachdem wir die Nordspitze Korfus umrundet haben sind wir erschrocken über die Unmengen an Booten, welche unterwegs sind. Gut es ist Samstag, Wochenende und was dem Deutschen das Auto ist dem Mittelmeeranwohner das Boot. Aber so viele hätten wir nicht erwartet. Da unsere Zielbucht weitestgehend „zugeparkt“ ist, drehen wir gut 2,5 Stunden unsere Runden ehe wir einen für uns geeigneten Ankerplatz finden. Aber der ist dafür großartig.

Wir haben das Gefühl, dass uns Griechenland sehr gefallen wird.

Am Abend lassen wir es dann mal ganz mondän krachen. Vor uns an Land befindet sich ein ausgezeichnetes Restaurant. Wir setzen über, genießen den Blick aufs Meer und gegrilltes Gemüse, gebackenen Schafskäse in Honig-Pfefferminzsoße, gekochtes Rind in Knoblauch-Weißweinsoße mit Wildreis, gegrillte Lammrippchen und unseren ersten Ouzo. Weltmeisterlich.

„Taverna Glyfa“ ist immer gut besucht und die Tische fast alle reserviert.

Wir werden die kommenden Tage die Insel erkunden und nach einem geeigneten, schaukelfreien Liegeplatz Ausschau halten. Claudias Schneckis mit Freunden besuchen uns ab 03.08. und Hanna kann das Geschaukel auf einem Boot gar nicht vertragen. Also machen wir uns irgendwo fest.

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