23.05.2022 Weiter Richtung Osten

nach unserer Inselerkundung bleiben wir noch ein paar Tage in der „Cala Teulera“ vor Anker, da Claudia noch immer ihren Nieren-, Blaseninfekt kurieren musste. Armes, tapferes Hasi. Zum Glück hat uns das liebe Caroline vor Antritt unserer Reise eine großartige Bordaphotheke zusammengestellt. Vielen, vielen Dank Caroline, auch für die prompte Hilfe, Arzneiverordnung am Telefon und dem Gefühl, dass du da bist. Wir drücken dich. 

Was uns hier positiv überrascht hat war die Tatsache, dass die Menorquiner sehr an ihren traditionellen Holzbooten, den Llaúts (Jauts) festhalten. Wir sehen sehr viele dieser Boote in die Bucht kommen zum baden, sonnen, chillen. Ganze Familien mit drei Generationen nutzen diese Boote um einen schönen Tag miteinander zu verbringen. Und viele dieser Boote werden von jungen Leuten gefahren. Selbst wenn mal eine „S-Klasse“ dieser Boote auftaucht ist sie nach traditioneller Art gebaut, immer zu erkennen am auffälligen Kielbalken.

Wer braucht schon teure SUP`s, wenn man ein aufblasbares Kanu hat. Also probieren wir es beide mal aus, um festzustellen dass SUP`s dafür einfach besser geeignet sind. Das Kanu ist auf Grund der hohen Seitenwände dermaßen windanfällig, dass der leiseste Hauch ausreicht, um es sonst wohin zu schieben, garantiert nur nicht dahin, wo man hin wollte. Versuch o.k., danach aber abgewählt. Das lange, extra dafür gekaufte Paddel wird nun wohl lange Zeit eine Statistenrolle übernehmen. 

Ich muss in den Mast klettern um unseren Windgeber (zeigt auf einem Display Windrichtung und -stärke an) zu reparieren. Der ist zu wichtig, um darauf verzichten zu können. Als es hier das letzte mal geregnet hat war unser Boot mit einer dicken, rotbraunen Staubschicht überzogen. Feiner Sand welcher ständig vom Wind bewegt wird. Der war auch die Ursache für den Ausfall des Gerätes. 

Wir warten auf ein geeignetes Windfenster, um nach Sardinien weiter segeln zu können, 188 NM (348 km) Richtung Osten. „Der geduldige Segler hat stets den richtigen Wind“ heisst es. So warten wir geduldig, geniessen die Tage. Wir finden unser Windfenster am Sonntag/Montag 22./23.05. So geht am Sonntag um 07.30 Uhr der Anker auf und wir starten in Richtung Osten. Vor uns liegen ca. 30-40 Stunden, ein Tag, eine Nacht und noch ein Tag, dann sollten wir in Sardinien ankommen. Das Mittelmeer empfängt uns mit moderaten 10-12 Kn Wind, wir machen 6-7 Kn Fahrt, Sonnenschein und KEINE Wellen. Wir freuen uns und hoffen, dass das lange so bleibt. 

Sorry für den Finger auf der Linse.

Wir beschäftigen uns mit irgendwie nützlichen Dingen. Claudia knüpft Armbänder. Wer eins haben möchte, muss uns besuchen kommen. 

Jeder der uns besucht bekommt so ein Armband. Ob er will oder nicht.

Ich erwecke unsere Schleppangel das erste Mal zum Leben, binde Knoten welche sich bei Zug wieder lösen. Habe ich wirklich vergessen wie das ging? Nee, die Technik musste ich nur wieder lernen. Also ab den Köder über Bord, ca. 60 m hinter Kaimiloa beginnt er seinen Tanz im Wasser. Und nach ein paar Stunden schnarrt die Angel, was eine Aufregung ….

Mein erster Fang, plasticalios tueteriosa. Immerhin gut fürs Meer, ein Stück Müll weniger.

Zum Sundowner gönnen wir uns eine echte Coca Cola. Klingt banal, ist aber so. Wir haben das Getränkeschleppen aufgegeben. Da unser Watermaker erstklassig funktioniert haben wir immer genügend Wasser an Bord. Nur leider neigt Wasser aus einem Tank latent zu ungebetenen Mitbewohnern. Also kochen wir es ab, Teebeutel rein, fertig. Somit haben wir nur einen kleinen Vorrat an Cola, Tonic und Bier in Dosen an Bord für besondere Momente. Wir segeln in unseren fünfte Nacht, der Wind weht konstant aus der selben Richtung, es sind selten Korrekturen an den Segeln vorzunehmen, noch immer keine nennenswerten Wellen oder querlaufender Schwell. Claudia will sich gerade darüber freuen aber ich unterbreche sie mitten im Satz. Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben. Aberglaube? Ja. 

Keine Wellen, kein Schwell, moderater Wind. Besser geht es nicht.

Die Nacht beschert uns einen prächtigen Sternenhimmel, ich kann die Milchstraße ganz klar mit bloßem Auge erkennen. Und diese durch das Fernglas beobachtet ist einfach nur Wow. Milliarden funkelnder Punkte. Das ist so ein Moment in dem ich mir der Unscheinbarkeit unseres Dasein wieder bewusst werde. 

Claudia hat unser Radar zur Höchstform getrimmt. Sie hat einen 8 Meilen tiefen und 4 Meilen breiten Trichter nach vorn programmiert der alle 20 Minuten selbständig vom Gerät gescannt wird. Taucht darin irgendetwas auf, gibt es einen Alarm. Somit müssen wir es nicht ständig im Auge haben. Von wegen Frauen und Technik …, das klappt einwandfrei. 

Wir erleben noch ein weiteres Wow in dieser Nacht, bioluminiszente Lichtexplosionen. Angeregt durch unsere Ruder leuchten ca. 30 cm unter der Wasseroberfläche im Abstand von etwa 4 – 6 Metern faustgroße Kugeln in unserem Kielwasser auf. Was ein Schauspiel. So ziehen wir eine schier endlose Kette aus leuchtenden Unterwasserkugeln hinter beiden Rümpfen her. Wir sehen uns das lange an, wortlos, wunderbar. Vielen, vielen Dank du heute so freundliches Mittelmeer. 

Der Versuch, das irgendwie aufzunehmen scheiterte allerdings daran, dass wir kein hochauflösendes Fotoequipment an Bord haben. Schade. 

Gegen 03.00 Uhr geht der Mond als milchig, gelbes Apfelsinenstück am Horizont auf und schenkt uns viel Licht. Ich gönne mir ein 30 minütiges „Powernapping“. Obwohl ich entfernt jedes Geräusch höre und jede Bewegung des Bootes spüre kann ich doch gut für einen Moment entspannen. 

Ich kann nicht leugnen, dass immer eine gewisse Unruhe und Angespanntheit mein Begleiter ist, wenn wir auf See sind. Und das potenziert sich natürlich bei Nachtfahrten. Ich hoffe, dass sich das im Laufe der Zeit etwas entspannt. 

Gegen 07.00 Uhr erweckt die Sonne den neuen Tag zum Leben. Wir sind so zügig durch die Nacht gesegelt, dass wir die Silhouette von Sardinen bereits am Horizont erkennen können. Fast scheint es so, als könne man von hier aus bis dahin schwimmen. Aber das täuscht natürlich. Claudia macht uns wieder Brote, es gibt Kaffee und wir freuen uns über die makellose, vergangene Nacht. Im Sinne des Wortes segeln wir nun der Sonne entgegen. 

Etwa drei Stunden vor Erreichen unseres Zieles geht der Wind dann auch schlafen. So muss ein Jockel (Dieselmotor) uns das letzte Stück aushelfen. Wir laufen bei Windstille vorbei am imposanten Capo Caccia (Kap der Jagd) in unsere ausgesuchte Bucht ein.

Vorbei am Capo Cazzia geht es in „unsere“ Ankerbucht.

Nach unserer Erfahrung auf Ibiza würden wir heute eine sichere Bucht einer schönen Bucht vorziehen. Und diese hier ist beides und hört auf den Namen „Porto Conte“. Geschützt von vier Seiten gibt es im Inneren sogar einen Hafen für den Notfall. Die Bucht empfängt uns mit klarem Wasser, sommerlichen Temperaturen und hungrigen Fischleins. Immer wieder witzig, wenn man sie füttert. 

Und dann haben wir direkt noch ein neues Erlebnis ….

Kaum dass wir angekommen sind, machten sie sich längsseits an uns fest.

Man interessierte sich für den Mehrwertsteuernachweis unseres Bootes. Man muss wissen, wenn man beispielsweise ein Boot in Panama kauft, muss man beim ersten europäischen Landfall die dort gültige Mehrwertsteuer auf den Kaufpreis entrichten. Das hat schon so manchen Unwissenden schwere Nöte beschert. 

Die folgende Bootsdurchsuchung beschränkte sich auf die „großen“ Räume. Man wollte sich vergewissern, dass wir tatsächlich nur zu zweit an Bord sind und keine afrikanischen Flüchtlinge schmuggeln. Italien leidet ja bekanntermaßen sehr unter dem Flüchtlingsdruck. 

Das alles lief sehr freundlich und höflich ab. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass italienische (oder egal welche) Behörden sehr ruppig sind war diese Kontrolle das ganze Gegenteil. Nach Bootsdurchsuchung gab es ein freundliches „bello“ und einen Wink beim Ablegen. 

Wir werden die kommenden 2-3 Tage erstmal nichts machen, da sich ein Mistral Monstrum (Wind mit Sturmstärke) vom französischen Festland her auf den Weg ins Mittelmeer gemacht hat. Im Moment scheint es so, als werde es den Baleareninseln seinen Besuch abstatten und wir bleiben hier verschont. Wir werden sehen und freuen uns auf den angekündigten Regen, der dem Boot eine willkommene Süßwasserdusche bescheren wird. Dann freuen wir uns auf Sardinien. 

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