01.05.2022 Weiter Richtung Nordosten

Woah, war das schön in Cabrera. Nachdem wir acht Tage dort verbracht haben mussten wir aufbrechen. Gegen unseren Willen und gegen jede Vernunft. Aber Kühlschrank, Garage und Keller waren restlos leer. Einzig im Fach für Sonderzubehör lag noch eine Tafel Schokolade. Das einzige was auf Cabrera halbwegs bezahlbar war, war das Bier (4,00 € 1/2L) aber davon kann man nicht leben. Und wir hatten zum ersten Mal das Gefühl, in eine Art Lethargie zu verfallen. Man bekommt den Hintern einfach nicht mehr hoch, will nur dasitzen, Löcher in die schöne Luft starren und sich dem Müssiggang hingeben. So eine Mischung aus Faulheit, Lustlosigkeit und verordneter Langeweile.

Also ging es am Samstagmorgen weiter Richtung Ostküste Mallorcas nach Portocolom. Nach 5 Stunden ankerten wir an einer der wenigen, zum Ankern freigegebenen Stellen. Der Rest der Bucht ist mit unzähligen Festmacherbojen gespickt, deren Betreiber ständig mit ihren Schlauchbooten Patrouille um ihre Bojen fahren, wie die Biene um den Kuchen. Dinghi (Beiboot) runter und den nächsten Supermerkato aufgesucht. Was ein Schlaraffenland: Wurst, Brot, Butter, Käse, Milch, Klopapier, Kaffee, Weißwein, Thunfisch, Gurken, Hackfleisch, Tomaten, Paprika …. in der Reihenfolge landete alles in unserem Warenkorb. Niemand hat jedoch daran gedacht, dass wir weder Auto noch sonst eine Tragehilfe haben. Also sind wir schwer beladen mit zwei 35 L Rucksäcken und vier Beuteln zurück getrottet, vorbei an vielen Eisbecher essenden Unbekannten, die uns sicher den Höhlen bewohnenden Hippies zugeordnet haben. Und dann gab es Essen an Bord, ohne Einteilung, was und soviel jeder wollte, himmlisch. Prinzipiell kann man sagen, dass Lebensmittel in Spanien, zumindest hier auf den Balearen, deutlich teurer sind als wir es aus old G (old Germany) gewohnt sind. Einzig Kaffee, der ist immer ein Schnäppchen. In Portugal hingegen war alles günstiger als in old G, ausser Obst und Gemüse. Am Abend erhielten wir eine Lifedemo davon, warum Mallorca nicht zu unseren Favoriten zählt. Ab 19.00 Uhr wurden alle verfügbaren Lautsprecher an Land miteinander gekoppelt und es schallte ein dauernder „Bum, Bum, Bum Einheitsbrei“ durch die Bucht, garniert mit Gegröle, Gekreische und Geschrei. Pech gehabt, Samstags feiert die Welt nunmal und auf Mallorca ist eben immer Samstag. Am nächsten Morgen verbrannte eine Horde wilder Jetskipiloten 90 L Benzin je Stunde mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Ein Ausflug in die Altstadt von Portocolom wertete das Örtchen nicht wirklich auf. Muss man nicht besucht haben.

Also Anker auf und wir starteten weiter in Richtung Nordostzipfel der Insel, in die Cala Molta. Wir segelten zum ersten Mal ohne nennenswerte Wellen und kamen mit 7 Kn gut voran. Angekommen ein Kontrast zu Portocolom: eine völlig unbebaute, felsige Bucht mit dichtem Baumbewuchs, kleiner, feiner Strand, wenig Besucher. Kommt in unser Reisebuch in die Kategorie grün, unbedingt empfehlenswert. Abendessen, Sundowner im Trampolin (das Netz bei einem Kat vorn zwischen den Rümpfen), großartig. Wir genießen den Moment und erinnern uns daran, wie gut es uns geht.

Am kommenden Morgen, pünktlich 08.00 Uhr rasselt unsere Ankerkette nach oben. Zum Glück hatte ich am Abend vorher noch online bei einem Boots-Dieselmotor-Papst auf der Website etwas rumgeglickert. IMMER die Keilriemenspannung vor der Fahrt kontrollieren. IMMER. Boah hatte der Recht. An einer Maschine hätte ich den Keilriemen fast mit bloßen Händen abnehmen können, so locker war der. Ich will gar nicht drüber nachdenken was, wenn … Krawumms. Die Überfahrt nach Menorca war sehr beschaulich. 8 Stunden haben wir benötigt und zum ersten Mal haben wir uns die Zeit mit nützlichen Dingen vertrieben, als ständig wie gebannt Ausschau nach Nichts zu halten. Claudia hat angefangen, ein Netzt für Obst und Gemüse zu flechten, welches trocken und vor Sonne geschützt im Freien hängen kann. Ich habe uns, nach Buchanleitung, eine zweite Hahnepot getakelt. In einem Buch eines sehr erfahrenen Seglers habe ich gelesen, dass die Kunst des Ankerns wichtiger ist, als die des Segelns. Klingt im ersten Moment verwirrend, stimmt aber. Sind die Segel nicht ordentlich getrimmt fährt man zu langsam oder der Autopilot muss mehr arbeiten als nötig. Aber man kommt irgendwann dort an, wohin man möchte. Ist hingegen der Anker nebst Zubehör nicht den Verhältnissen entsprechend ausgebracht, kann das in einer Katastrophe enden und man kommt nie wieder irgendwohin. Logisch.

Wir laufen auf Menorca in den zweitgrößten Naturhafen der Welt ein, ein tiefer Fjord auf der Südostseite der Insel, welcher auf den Namen Mahon hört und gleichzeitig Hauptstadt der Insel ist. Uns empfängt bei Sonnenschein eine schöne Ankerbucht, umrahmt von alten Festungsanlagen, wirklich lustigen Fahrwassertonnen und wenigen, anderen Booten.

Menorca empfängt uns im zweitgrößten Naturhafen der Welt.

Wir stecken 40 m Ankerkette, da der Boden eher schlammig ist und brauchen auch zwei Versuche, ehe er sitzt. Ich muss leider nochmal mit dem Dinghi los, da ich keine Piffen mehr habe. Irgendwie ist das mittlerweile ganz schön nervig, Raucher zu sein. Aber wenn ich schon mal unterwegs bin, verbinde ich das mit etwas Nützlichem und bringe Claudia Oliven, mehrere Packungen Nüsse und Salat, Naturjoghurt und frische Pflaumen mit. Punktstand auf meinem Guthabenkonto bei ihr auffüllen. Was eine wunderbare Frau.

Wir freuen uns darauf, ab morgen die Insel zu erkunden, da wir soviel Gutes über sie erfahren haben. Und zwei neue Keilriemen braucht unser Boot.

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