18.04.2022 Ibiza, Beverly Hills des Mittelmeeres

Unsere Ankunft auf der Insel liegt nun mittlerweile 11 Tage zurück. Davon hatten wir 6 Tage Claudias Schneckis Hanna und Martha und Hannas Freund Stefan zu Gast, mit denen wir die Insel umrundeten (extra Beitrag). Die letzten beiden Tage wollten wir gemeinsam ganz gemütlich in der Cala Talamanca (direkt neben Ibiza Stadt) verbringen und unsere Gäste mit dem Beiboot an Land bringen, so wie wir sie auch abgeholt haben. Als wir die Bucht erreichten stand allerdings eine sehr hohe Dünung (Wellengang von einem entfernten Wetterereignis) direkt in der Bucht. Da der Wind aber genau gegenan stand, richtete sich Kaimiloa so aus, dass die Wellen von hinten kamen und nicht sonderlich störten. Beeindruckend war es dennoch zu beobachten, wie die Dünung sich ca. 400 m vor Erreichen des Landes über flachen Stellen in der Bucht so hoch auftürmte, dass sie sich mit weißen, brechenden Schaumkronen an Land warf.  Ein dicht unter Land ankerndes Segelboot wird durch die sich brechende See derart hin- und hergeschleudert, dass es dort eigentlich schleunigst verschwinden müsste, wenn es keinen Schaden nehmen soll. In der Nacht vom 13.04. zum 14.04. wurde es allerdings sehr ungemütlich. Der Wind drehte sich um ca. 90 Grad weiter nach Norden. Da Schiffe vor Anker sich nach dem Wind und nicht nach den Wellen ausrichten standen wir plötzlich exakt quer zu der auf stattliche 3 m angestiegenen Dünung. Wir hoben alle ab in unseren Kojen und flogen von der einen auf die andere Seite. Der Storch im Salat hatte nun wieder seinen Auftritt und demonstrierte uns sein Können mit unmittelbarer Wucht. An Schlafen war nicht mehr zu denken so sehr krachte und schepperte es. Nur weg hier. Ich erwähnte bereits, dass alle Anfragen, hier in der Stadt in einem Hafen unterzukommen, erfolglos waren. Nützt nun nichts, wir fahren unangemeldet in die „Marina Ibiza“ um unsere Gäste wenigstens sicher an Land setzten zu können. Wir hatten kaum eine Anlegestelle erreicht als auch schon zwei Mariners mit wild fuchtelnden Armen und lautem Gezeter angelaufen kamen um uns zu erklären, dass wir hier nicht bleiben können. Egal, ich mache das Boot trotzdem fest, steige auf die Pier und erkläre den beiden, dass wir unsere Gäste sicher an Land setzen wollen und anschließend nicht wieder nach draußen fahren können, da Wind und Wellen das schlichtweg verbieten. Und dass es doch irgendwo hier im Hafen einen Platz für uns geben muss. Was dort draußen los ist, wussten die beiden schon sehr genau. Nach ein paar Funksprüchen mit dem Hafenmanagment teilte uns einer der beiden mit, dass die Gäste von Bord dürfen und wir uns danach sofort an den Platz XYZ zu begeben haben. Er erwartet uns dort um uns die Mooringleinen zuzuweisen. Anschließend habe ich mich unverzüglich im Hafenbüro zu melden und die Formalitäten zu klären. Bitte, geht doch. Warum nun aber die vorherigen Absagen per Anruf? Ganz schlicht und ergreifend, wir sind nicht willkommen. Auch wenn ich es bis jetzt für eine Mär gehalten habe, Reich bleibt gern unter sich. Und Ibiza (Marina Ibiza) hat sich nun mal zu einem angesagten Ort derer entwickelt. Wir kommen uns regelrecht mickrig vor zwischen all den 2 x 2.500 PS Boliden von 30 m Länge und mehr, auch wenn wir etwas abseits liegen. Wo in anderen Häfen Yachtausstatter und Werkstätten sind, sind es hier im Hafen D&G, Gucci und Co. Da gibt es keine Keilriemen aber sündhaft teure Gürtel. Wo in anderen Häfen ein gut gelaunter Hafenmeister in seinem Büro sitzt, betritt man hier einen Tempel mit halbdurchsichtiger Wand zum angrenzenden Restaurant, wo ein Picollöchen das Hauptgetränk ist. Wo in anderen Häfen Duschen und Waschmaschinen sind, thront hier einer der angesagtesten Clubs. Hier wird flaniert, dass einem schwindelig wird. Und wenn man sich die Gesichter einiger Frauen hier ansieht stellt sich einem unweigerlich die Frage, wer hat da versagt: der Chirurg oder der Geschmack? 

In diesem kleinen Kosmos ist ein nicht hochglanzpolierter Katamaran, der von seinen Abmaßen eher das Beiboot der anderen sein könnte, eben unerwünscht. Und so wird jede Anfrage nicht standesgemäßer Boote abgewimmelt. Basta. 

So verbringen wir trotzdem drei schöne Tage hier, vor allem gut geschützt und haben direkten Ausblick auf Ibizas Altstadt mit der gotischen Kathedrale de Santa Maria und den alten Festungsanlagen. Nachts besonders imposant.

Unser Pano vom Liegeplatz aus.

Die Stadt selbst ist eine sehr lebendige, bunte Ansammlung von unzähligen Läden, Bars und Restaurants. Kein Wunder, dass es viele Nachtschwärmer hierher zieht. Mit sehr viel Charme präsentiert sich diese ehrwürdige Diva mit ihren vielen, kleinen Gassen und den typischen, meist weiß gestrichenen Altstadthäusern.

Wir haben das Glück hier zu sein, noch ehe die Saison begonnen hat und können dieses Juwel in aller Ruhe erkunden. Nur an einem Tag, da entließ ein Kreuzfahrtschiff all seine Gäste in die Stadt und schwuppdiwupp war sie proppenvoll. Aber pünktlich um 16.00 Uhr (man isst ja schließlich zeitig) war das Spektakel wieder vorüber. 

Blick von der alten Festungsanlage in den Stadthafen.

Das Wetter hat sich zwischenzeitlich wieder beruhigt und wir liegen seit gestern in der Ankerbucht um die Ecke. Die empfing uns mit Sonnenschein, klarem Wasser, unzähligen kleinen Fischen und fast Windstille.

Nur das oben erwähnte Segelboot, das hat sich zur Tragödie entwickelt.

So werden wir erstmal hier bleiben und auf Wind Richtung Nordosten warten um uns auf den Weg nach Mallorca machen zu können. 

Wenn man auf dem Titelbild dieses Beitrags genau hinsieht, kann man den winzigen Schandfleck „Kaimiloa“ unter all den strahlenden Superyachten erkennen. Großartig.

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(5) Kommentare

  1. Rainer Hohlbein

    Danke für die super Reiseberichte, wir zittern ja auch manchmal mit und stellen fest das die AIDA da doch mehr unseren Anspruch auf Seefahrt entspricht 😂👍🏿

    1. kaimiloa

      Moin Rainer, keine Sorge, wir zittern auch oft genug.

  2. Georgios

    Hatte ich schon erwähnt, dass ich neidisch bin? 😛
    Meine Freundin kümmert sich jetzt um den Segelkurs und ich werde mir wohl doch den Funkschein reinziehen. Immer schön weiterberichten 🙂

    LG
    Georgios

    1. kaimiloa

      Lieber Georgios, du bist immer willkommen. Egal wann, egal wo.

  3. Fabian

    Wirklich großartig geschrieben, weiter so! 😀

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