Wir sind zu Dritt

vor einigen Tagen kam unser drittes Crewmitglied hier in Portimao an und ab heute macht sie mit: Heidrun. Heidrun kommt aus Canada, spricht kein Wort deutsch hat aber enorm viele Erfahrungen im Segeln. Sie tut ja praktisch auch nichts anderes. Wer ist Heidrun? Heidrun ist ca. 1,75 m groß, wiegt annähernd 80 kg, braucht kein Bett, kein Essen und keine Kleidung. Trotzdem will sie den ganzen Tag arbeiten, wenn wir sie lassen. Zudem ist sie mucksmäuschenstill und völlig unaffektiert. Ich rede von Hydrovane (Heidrun), unsere neue Windsteueranlage. Und ich glaube, wir werden uns sensationell gut miteinander verstehen. Wer einmal ein leichtes Windrad oder eine Fahne im Wind beobachtet der wird feststellen, dass der Wind oftmals nur grob konstant aus einer Richtung kommt. Tatsächlich dreht er um eine feste Achse teilweise 40 Grad in beiden Richtungen hin und her. Macht zusammen 80 Grad und heißt dann Winddreher. Nun muss man kein Segler sein um sich vorstellen zu können, dass das auf einem Segelboot irgendwie doof ist. Entweder man steuert die Winddreher aus und dreht ständig am Ruder oder man korrigiert laufend die Segelstellung. Beides ist sehr anstrengend und führt langfristig zum körperlichen und mentalen k.o. der Crew. Das liebe Sandra würde sagen: „die voll krasse Verquälung“, man stelle sich vor, das geht mal 3 Tage am Stück so. Und da kommt Heidrun auf die Bühne. Ihre Aufgabe ist es, die erwähnten Winddreher selbstständig auszusteuern und das Boot immer zum eingestellten Winkel zum Wind zu halten. Funktionieren tut das rein mechanisch. Eine in den Wind ausgerichtete Fahne (….vane) klappt seitlich weg, wenn der Wind nicht mehr aus der eingestellten Richtung kommt und bewegt über eine Mechanik ein separates Ruder, welches das Schiff wieder in den gewünschten Winkel zum Wind dreht.

Heidrun, she works.

Man kann gut erkennen, wie sich Fahne und Ruder durch die heute beim Test sehr fröhlichen Winddreher bewegen und das ohne Strom, ohne Elektronik. Moderne Autopiloten (so auch unserer) können das auch aber die wollen eben mit Strom gefüttert werden, machen Lärm und neigen dazu, bei allen möglichen Befindlichkeiten den Betriebsrat zu kontaktieren und mit dessen Erlaubnis zu streiken. Und einen Streik des Autopiloten auf hoher See, im ungünstigsten Fall noch unbemerkt, will niemand. Was bringt uns Heidrun für Vorteile:

  • sie arbeitet 24/7 ohne Murren, ohne Lob, ohne Gehaltsverhandlungen und will nichts von unserem Proviant
  • sie macht keinen Lärm bei ihrer Arbeit. Weltklasse.
  • hat sie mal ein Aua, kann ich sie als Mr. Mechanik sehr wahrscheinlich selbst behandeln
  • sie liefert uns im Ernstfall ein drittes, von Hand zu bedienendes Ruder
  • wir werden lange Törns auch bei Nacht sehr entspannt segeln können, da wir keine ständigen Korrekturen am Segel oder am Kurs vornehmen müssen

Welche Nachteile hat Heidrun:

  • mal wieder: man ist die sch…. teuer
  • eine Schönheit ist sie nicht und mit annähernd 80 kg auch nicht das perfekte Crewmitglied
  • braucht man sie nicht, sollte man das Ruder aushängen damit es nicht bremst oder stört und das ist nicht mit nur zwei Handgriffen gemacht

Am Ende hat mich die tatsächliche Erweiterung der Crew um ein drittes Mitglied dazu bewogen, Heidrun an Bord zu holen. Sie wird uns soviel Arbeit abnehmen, dass wir sie wahrscheinlich doch irgendwann loben werden. Nur so eben leise gemurmelt, wegen des guten Gewissens.

Vielleicht interessiert dich auch…

(2) Kommentare

  1. Sandra

    Heidrun scheint echt dufte zu arbeiten. Glückwunsch zum dritten Crewmitglied! Alles andere würde auch wirklich nach einer voll krassen Verquälung klingen😂.
    So schön eure Texte zu lesen. Schreibt mal schön fleißig weiter und lasst uns an eurem Abenteuer teilhaben.
    Ganz liebe Grüße und ein Knutscher, Sandra

  2. Fabian

    Hydrovane = Heidrun, ich hau mich weg 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.